18. Juli 2023

Hürden der Entwicklung von Gründungsideen im Sportbusiness

von Nassiem Al-Bosta

Wirft man aktuell einen Blick auf die großen Player des Sports, wirkt der Markt sehr von globalen Institutionen und Unternehmen dominiert. In Einzelsportarten treten immer zu die gleichen Sponsoren auf und in Teamsportarten scheint es so, als würden die Clubs mit dem größten Geldgeber im Rücken, auch die größten Erfolge abonniert haben. Besonders die amerikanischen Profiligen sind durch ihre zentrale Rechteverwertung vollumfänglich kommerzialisiert. Das bedeutet, dass die gesamten Vermarktungsrechte aller Clubs bei der Liga selbst liegen und nicht bei den jeweiligen Clubs. Somit wird ein Einstieg von Start-ups deutlich erschwert, da der erste Anlaufpunkt direkt der Totalvermarkter ist. Dementsprechend bieten sich wenige bis keinerlei Angriffspunkte für potenzielle Neugründungen, die als Wettbewerber oder Substitute auftreten könnten, im professionellen Sport. Ähnliches ist in der Sportartikelbranche zu erkennen. Diese ist sehr geprägt von den bekannten Brands, wie z.B. Nike, Adidas oder Puma. Auftretende Trends, die gewöhnlich einen Einstiegspunkt für Start-ups bieten könnten, werden direkt in das Produktportfolio der großen Player mit aufgenommen. Athleisure (das Tragen von sportlicher Kleidung in der Freizeit) ist so ein Trend, der von den bekannten Marken vollumfänglich aufgenommen wurde.  

Wo bietet die Sportwelt Potenziale für Start-ups? 

Das Umfeld des Sports ist sehr traditionell geprägt. Sport ist für seine Fans und die Gesellschaft mehr als nur ein Wirtschaftsmarkt. Sport verbindet Menschen, schafft Emotionen und spielt eine teilweise übergeordnete Rolle in den Leben der Menschen. Dementsprechend reagieren die Fans in erster Linie negativ und ablehnend gegen Veränderungen, insbesondere in die Richtung der Kommerzialisierung. Die Kommerzialisierung und Professionalisierung der einzelnen Sportverbände und ihrer Clubs trifft auf heftigen Widerstand in den Fanszenen. Ab und zu gibt es dennoch Entwicklungen, Innovation und Fortschritt, welcher in vielen Fällen durch Ideen von jungen Unternehmen, wie Start-ups angestoßen wird.  

Das führt uns zur ersten Kategorie, der erfolgreichen Start-ups im Sportmarkt.  

Eine neue Idee in das bestehende Netzwerk integrieren (Nutzen der bestehenden Player) 

Die Strategie ein bestehendes Produkt zu verbessern, bzw. einen bestehenden Sport zu nutzen, um sein Start-up an den Markt zu bringen, birgt zusätzlich zu dem ohnehin riskanten Gründungsvorhaben noch das Risiko der oben genannten „Nicht-Akzeptanz“ der bisherigen Player. Dennoch gibt es sehr erfolgreiche Beispiele wie auch ein sehr von Traditionen geprägter Markt (z.B. Top Ligen der Ballsportarten), durchdrungen werden kann.  

Ein weniger prominentes Beispiel für das Durchdringen eines eher konservativen Marktes ist das Unternehmen Kinexon aus München. Das als Start-up gegründete Unternehmen bietet eine innovative Art der Spieldatenerhebung im Basketball, Fußball, Eishockey und Handball. Besonderheiten der Technologie sind nicht nur Live-Datenerhebung, sondern auch das erstmalig vollkommen selbstständig geschehende Ball-Tracking.
Über Zusammenarbeit mit einzelnen Sport Clubs, Colleges und anderen Institutionen, gelang es Kinexon kürzlich weitreichende Kooperationen mit den Top Ligen der jeweiligen Sportarten zu erlangen und zum Hidden Champion der Branche zu werden.
Das Erfolgsbeispiel Kinexon beweist, dass auch in von Traditionsunternehmen geprägten Märkten Start-ups, die Innovation und Fortschritt mitbringen, nicht nur einen Platz finden können, sondern dazu beitragen, die sportliche Leistungserstellung nachhaltig zu verbessern. 

Letzteres ist allerdings keine Grundvoraussetzung, um in den Top Sportarten erfolgreich zu sein. Das beweist FanDuel. FanDuel ist ein Start-up, welches Fantasy Sports für die NHL, NBA, MLB und NFL anbietet und groß gemacht hat. FanDuel ist ein perfektes Beispiel dafür, wie ein Start-up in der Sportwelt erfolgreich sein kann, ohne in die sportliche Leistungserstellung einzugreifen. Stattdessen schafft es FanDuel, die regelmäßig stattfindenden Spiele der Sportligen als Basis für Ihr Produktportfolio einzusetzen und liefert einen Mehrwert nicht für den Sport, sondern auch für den Nutzer.  

Anstatt die bestehenden Hürden des Markteintritts zu überwinden, haben einige Start-ups es geschafft durch Unabhängigkeit von bestehenden, traditionellen Playern ihren ganz eigenen neuen Pfad in den Markt zu beschreiten. 

Mit einer neuen Idee das Sportnetzwerk ergänzen (Loslösung von bestehenden Playern) 

Die weitere Strategie, die Gründer angewandt haben, um Ihre Geschäftsidee zu entwickeln und erfolgreich ihr Unternehmen aufzubauen, ist das komplette Loslösen, von bereits Vorhandenem – Eine neue Geschäftsidee, die keinerlei vorhandene Institutionen benötigt, um selbstständig zu wachsen.  

Zuletzt hat das durch die Website „Kickstarter“ gegründete Unternehmen Peloton es geschafft immenses Wachstum zu absolvieren und einen IPO abzuschließen. Peloton ist ein Produktionsunternehmen von Sportausrüstung, welches ihren Durchbruch einem stationären Fahrrad zu verdanken hat. Das Peloton Bike bietet Nutzern die Möglichkeit nicht nur einfach zu Hause zu trainieren, sondern über die von Peloton bereitgestellten Online-Features seine Leistung live mit anderen Nutzern zu vergleichen, sich zu messen oder auch gemeinsam zu fahren.
Besonders in den frühen Zeiten der Pandemie hat Peloton einen Boom durchlebt, den es jetzt gilt, nachhaltig zu nutzen. 

Ein weiterer und vor allem innovativer Weg als Start-up im Sportbusiness Fuß zu fassen, ist der, den das Unternehmen Spikeball gegangen ist. Ursprünglich als Revival Idee des Spiels „Roundnet“ geplant, hat Spikeball durch stetiges Wachstum nicht nur einer neuen Sportart einen Namen geschenkt, sondern diese auch global etabliert. Mittlerweile hat Spikeball auch die Patentrechte am gesamten Spiel und der Trampolinkonstruktion. 

Die Wichtigkeit einer guten langfristigen Strategie zeigt sich leider auch in Negativbeispielen. Die Idee hinter dem Start-up Verse1Federation versprach zunächst viel Potenzial. Eine App, in der sich Personen -Social Media ähnlich- ein Profil anlegen können und sich dann zum „Eins gegen Eins“ Basketballspielen verabreden können. Der gewinnende Spieler bekommt Punkte und steigt in der Rangliste, während der verlierende Spieler Punkte abgeben muss. Leider hatte die Vermarktungsstrategie für diese, durch den tatsächlich lokal stattfindenden sportlichen Leistungsvergleich, deutlich zu viele Streuverluste. Die App wurde zum einen unzureichend und zum anderen auf nationaler Ebene beworben, sodass es Spielern quasi unmöglich war sich aufgrund der großen Distanz zueinander gegenseitig herauszufordern.
Dennoch findet die Idee immer mehr regionale Nachahmer. Besonders in Städten mit hoher Fluktuationsrate der Bevölkerung (Beispielsweise viele Austauschstudenten, Praktikanten etc.) gibt es häufig Anbieter von ähnlichen Systemen für diverse Sportarten, die über eine App oder eine Website abrufbar sind. Für alle Gründungsinteressierten verbirgt sich hier vielleicht eine Geschäftsidee, die nur darauf wartet, skaliert zu werden.  

Ein ähnliches Konzept, allerdings ohne die Herausforderung des lokalen Verabredens haben diverse Fitnessapps oder auch die Lauf-App Strava genutzt. Der Hauptfokus hierbei liegt darauf, eine bestehende Sportart zu fördern, indem durch einen online herbeigefügten sportlichen Wettbewerb eine größere Motivation zum Sporttreiben geschaffen wird. Durch Strava ist Jedermanns Gegner beim Joggen nicht mehr nur die Uhr, sondern auch der Arbeitskollege, der Nachbar oder die Freundin.  

 

Es ist nur so lange unmöglich, bis es jemand macht 

Die Strategie hinter der Kreation einer für den Sportmarkt geeigneten Geschäftsidee liegt also entweder im Identifizieren von Problemen der aktuell stattfindenden Prozesse und Lösen dieser oder im Erschaffen und Vermarkten von etwas Innovativem, was dem Endkunden einen zusätzlichen, neuen Nutzen generiert, den er bisher noch gar nicht als fehlend wahrgenommen hat.
Deutlich erkennbar ist, dass die unabhängige Geschäftsidee auf dem Sportmarkt deutlich häufiger vorkommt. Sicherlich ist das Wissen um den Traditionalismus der bestehenden Institutionen und die Gefahr der Abhängigkeit oder gar Ablehnung dieser ein beeinflussender Faktor dafür. Andererseits ist es sehr anspruchsvoll eine Sportart, die seit teilweise Jahrhunderten existiert zu revolutionieren. Ebenso anspruchsvoll ist es ein Produkt zu erschaffen, welches dazu beiträgt Prozesse zu modernisieren, aktualisieren oder neu zu erfinden und dabei nachhaltigen Mehrwert für bereits bestehende Player generiert. 

Dennoch sollte dies keinesfalls eine abschreckende Wirkung auslösen. Jeder Stakeholder des Sportmarkts, jeder Förderer des Sports und jeder Heger einer sportlichen Geschäftsidee trägt dazu bei, den Grundgedanken des Sports weiter voranzutreiben und hilft somit unsere Gesellschaft gesünder, integrativer, inklusiver und vor allem glücklicher zu machen.  

Wichtiges
zum mitnehmen

Duis mollis, est non commodo, nisi erat porttitor ligula, eget lacinia.

Hürden der Entwicklung von Gründungsideen im Sportbusiness